Eine Ausbildung zwei Gesichter: Mechatronik

Vom Schalten und Walten in Betriebswerkstätten

Sechs Achsen, ein Wagenkasten, zwei Fahrer*innenarbeitsplätze und schon hat man eine Bahn – oder vielleicht nicht ganz. Naja, ein paar mehr Teile gehören schon noch dazu – ehrlich gesagt, sind es sogar eine ganze Menge, die es braucht, bis man ein völlig funktionstüchtiges und für den Personenverkehr freigegebenes Fahrzeug hat. Aber wenn man dann eines hat, fährt es – bestenfalls – mehrere Jahrzehnte problemlos durch die Gegend. Und gibt es dann doch mal ein kleineres oder größeres Wehwehchen sind sie zum Glück gleich zur Stelle: unsere Kolleg*innen in den Straßen- und Stadtbahnwerkstätten.

Vorteil für die BOGESTRA

Alexandra und Florian sind zwei von ihnen. Gemein haben sie eine Faszination für Technik und fürs Lösungenfinden. Aber fangen wir vorne an: Florian ist seit 2017 ausgelernter Mechatroniker, Alexandra will es werden – in zwei Jahren, um genau zu sein. Ihre ersten Lernerfolge hatten beide in der Ausbildungswerkstatt auf unserem Straßenbahnbetriebshof Engelsburg. Dort haben sie die Grundlagen gelernt und wurden intensiv auf ihre Prüfungen vorbereitet. „Das haben die Ausbilder damals sehr ernst genommen und es hat uns von der BOGESTRA so manches Mal einen kleinen Vorsprung gegenüber den Auszubildenden aus anderen – vor allem den kleineren – Betrieben verschafft. Auch wenn wir gerade am Anfang dadurch nur wenig am eigentlichen Betrieb mitgearbeitet haben“, erinnert sich Florian.

Knapp zehn Jahre später ist das bei Alexandra noch genauso. Sie fühlt sich jetzt schon sehr gut auf die Zwischenprüfungen vorbereitet. In verschiedenen Spezialabteilungen innerhalb der Ausbildungswerkstatt konnte die angehende Mechatronikerin in den letzten zwölf Monaten viel Neues lernen und selbstständig bei kleinen Projekten umsetzen. Gleichzeitig fiebert sie aber auch dem Start ihres Betriebsumlaufs im kommenden Jahr entgegen. Denn nach circa der Hälfte ihrer Ausbildung durchlaufen unsere Azubis verschiedene Spezialwerkstätten und Abteilungen, um am Ende auf ein breitgefächertes Know-How zurückgreifen zu können. Zusätzlich lernen sie die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten bei uns kennen. Für Alexandra wird der Bereich Fahrzeugelektronik ein Highlight: „Ich habe mich schon immer für Antriebstechnik interessiert, aber ich freue mich auch darauf, in andere Bereiche reinzuschnuppern und Sachen kennenzulernen, die ich vielleicht noch nicht kenne.“

Große Bahnen mit kleinen Problemen

Wenn alles so bleibt wie in den letzten Jahren, steht auch unsere Stadtbahnwerkstatt in Riemke für sie auf dem Programm. Hier hat Florian nach seiner Ausbildung seinen Einsatzort gefunden. In der Fahrzeugbereitstellung kümmert er sich zusammen mit seinen Kolleg*innen um die kleinen und großen Probleme unserer Stadtbahnwagen, die aufgrund ihrer Spurweite ausschließlich auf der CampusLinie U35 zwischen Bochum und Herne eingesetzt werden. Die 37 Fahrzeuge, die auf der Linie unterwegs sind, werden von ihnen gehegt und gepflegt, das heißt, überprüft, gewartet und – falls nötig – repariert, damit sie jeden Tag unterwegs sein können. Gerade für den letzten Teil müssen Florian und seine Kolleg*innen manchmal ziemlich um die Ecke denken: „Es kommt vor, dass wir tagelang versuchen, die Ursache für ein Problem zu finden. Und auch wenn es dann immer ein Erfolgserlebnis ist, wenn wir sie gefunden und die Bahn wieder auf Strecke geschickt haben, macht das Rätseln und Ausprobieren auch immer wieder Spaß“, erzählt Florian.

Die „gelebte Werkstatt“

Für Florian brachte der Einsatz bei der Stadtbahn eine Eingewöhnungszeit mit sich. In seinen Betriebsumlauf war die U35-Werkstatt nicht mitinbegriffen, also erwarteten den frisch gebackenen Gesellen neue Fahrzeuge, neue Wege und natürlich viele neue Gesichter: „Aber ich habe mich so schnell eingewöhnt. Die Einarbeitung war super und ich wurde direkt von den Kolleg*innen in die üblichen Abläufe integriert. Heute würde ich meinen Arbeitsort nicht mehr gegen einen anderen eintauschen wollen“, erzählt er.

Auch Alexandra hat eine besondere Beziehung zu unserer Betriebswerkstatt in Riemke. In der Einführungswoche zu Beginn ihrer Ausbildung ist ihr diese Werkstatt besonders im Kopf geblieben: „Riemke ist einfach die gelebte Werkstatt mit Schmutz, Lärm und allem, was eben dazu gehört. Hinzukommt, dass sie im Vergleich zur Engelsburg auch noch deutlich kleiner ist, das macht es dort irgendwie auch familiärer.“

Auf Umwegen zum Ziel

Ob es für Alexandra in ihrem Betriebsumlauf tatsächlich nach Riemke geht, ist aktuell noch offen. Das entscheidet sich erst in den nächsten Monaten. Doch auch wenn es gerade am Anfang viel um die Prüfungsvorbereitung geht, war die Ausbildung für sie jetzt schon die richtige Entscheidung: „Ich habe nach dem Abi zuerst angefangen zu studieren. Habe mich in zwei Studienfächern ausprobiert und festgestellt: Das ist nicht meins – zu viel Theorie und zu wenig Arbeit, die etwas bewirkt. Die Ausbildung passt durch den hohen Praxisanteil und die Selbstständigkeit, die der Betrieb von uns erwartet, deutlich besser zu mir.“

Was Alexandra erst nach ein paar Umwegen fand, wusste Florian quasi schon in den Kinderschuhen: „Mein Opa war selbstständiger Elektroniker, das reichte ihm aber nicht. Er wollte immer was Neues kennenlernen und ausprobieren. Er hat sich so viel zusätzlich selbst angeeignet, dass er von allem ein bisschen wusste. Das fand ich schon als Kind interessant und habe mich deswegen direkt nach der Schule für die Ausbildung beworben, bei der man von allem ein bisschen lernt.“ Aufgrund der vielseitigen Anforderungen an unsere Mechatroniker*innen, ist es wichtig für sie, auf Wissen und Fähigkeiten in verschiedensten Bereichen zurückgreifen zu können. „Das bringt im Endeffekt auch die Abwechslung in den Job und macht es jeden Tag interessant“, ergänzt Florian.

Wer schon was weiß, hat’s leichter

Wer sich für die Ausbildung bei uns interessiert, da sind sich Alexandra und Florian einig, sollte vor allem Interesse an der Sache mitbringen und voll dabei sein. „Das gilt besonders für diejenigen, die nur wenig Vorkenntnisse mitbringen. Es wird zwar alles erklärt, aber die BOGESTRA legt auch viel Wert auf Selbständigkeit. Wer dann schon ein bisschen technisches Vorwissen mitbringt, hat es gerade in der aufregenden Anfangszeit etwas leichter“, erklärt Alexandra. „Und man sollte darauf vorbereitet sein, dass in der Berufsschule genau das Gegenteil gelebt wird. Man wird dort sehr an die Hand genommen. Dieser Gegensatz könnte irritierend sein, vor allem, wenn man wie ich, nicht direkt aus der Schule in die Ausbildung gekommen ist.“

Ob über Umwege oder mit Direktverbindung, so wie Alexandra und Florian finden jedes Jahr rund 40 junge Menschen bei uns die Ausbildung, die zu ihnen passt. Neben denen, die ihr schon kennt, sind dabei: Kaufleute, Fachinformatiker*innen, Lackierer*innen, Elektroniker*innen und KIA-Maschinenbauer*innen, um nur ein paar von ihnen zu nennen. In der Reihe „Eine Ausbildung, zwei Gesichter“ haben wir euch kleine Einblicke in die beruflichen Lebensläufe von Leonhard und Luca, Koray und Vanessa sowie von Alexandra und Florian geben können. Mit dem Start ins Ausbildungsjahr 2025/26 am 1. September 2025 setzen wir vorerst einen Punkt hinter diese Reihe.

 

Wir wünschen den Kolleg*innen ein erfolgreiches zweites Lehrjahr und allen neuen Azubis einen guten Start!

Fotos: BOGESTRA/Wiciok
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Wir über uns

Rund 2400 Menschen sorgen bei der BOGESTRA an 365 Tagen im Jahr für Mobilität im Herzen des Ruhrgebiets. Mit ca. 400 Fahrzeugen sind wir städteübergreifend unterwegs. Von früh am Morgen bis spät in die Nacht bieten wir attraktive Verbindungen für unsere Fahrgäste und sorgen für den Pulsschlag der Region.

Autor

Imke
September 12, 2025

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