Verkuppelt – Zwei B80-Neo wollen gemeinsam ihre Runden drehen

Foto Teilansicht von U-Bahnwagen in Werkstatt

Zukunft für die U35 CampusLinie

In unserem Stadtbahn-Betriebshof in Bochum-Riemke wird gerade die Zukunft der U35 vorbereitet. Hier laufen ganz viele Fäden zusammen, wenn es darum geht, die B80D-Wagen aus der 80er und 90er Jahren zu modernisieren, sodass sie als B80-Neo noch Jahre und Jahrzehnte zwischen Bochum und Herne unterwegs sein können.

Ein großer Teil der Arbeiten findet bei unserem Fahrzeugmodernisierer Stadler in Berlin statt. Viele Teile werden aber auch in Riemke und an anderen unserer Standorte für die Modernisierung überholt und vor Ort in Bochum ist auch die abschließende so genannte dynamische Inbetriebnahme der modernisierten Wagen.

Eine große Rolle spielen dabei aktuell die Triebwagen 6103 und 6101. Denn, wenn wir unsere Stadtbahnwagen auf die U35 CampusLinie schicken, fahren sie in der Regel im Duo. Daher wartete unser Triebwagen 6103, der als erster im Frühjahr von seiner Modernisierung in Berlin nach Bochum kam, sehnsüchtig auf einen weiteren „Neo“. Aber dazu später mehr.

BOGESTRA-Mitarbeiter mit zwei modernisierten U-Bahnen

Vielfältige Prüfungen für den sicheren Betrieb

Zuerst einmal kurz zur Modernisierung im Ganzen: Darüber weiß Leonhard Bescheid. Er arbeitet bei uns als Leiter des Bereichs Schienenfahrzeuge Regelspur und Nachrichtentechnik und ist bei der Aktion seit Anfang an als Projektleiter dabei, koordiniert und leitet sie: „Die Modernisierung und Inbetriebnahme der U-Bahn-Wagen ist für uns ein Mega-Projekt.“

Bei der Inbetriebnahme wird umfassend geprüft und dokumentiert, dass das Fahrzeug die für einen sicheren Betrieb gestellten Anforderungen erfüllt. Das geht von allgemeinen Anforderungen über Fahrtechnik, Fahrzeugaufbau und Bremsausrüstung über Stromabnehmer, Innenausstattung, Sichtbedingungen und Energieversorgung bis hin zu Anforderungen in Bezug auf mobilitätseingeschränkte Personen.

Dazu müssen sehr viele Unterlagen zusammengestellt, Gutachten erstellt und Prüfungen gemacht werden. So war 6103 z.B. in den letzten Monaten auch einmal mit tonnenschweren Sandsäcken und Schienenstücken unterwegs. Durch die Zuladung konnten Bremsprüfungen für den Fahrgastbetrieb gemacht werden, ohne Fahrgäste an Bord zu haben.

„Besonders spannend ist die Inbetriebnahme wie gesagt für Triebwagen 6103. Als erster Neo durchläuft er ein spezielles Prüfverfahren, den so genannten Typtest. Dieser ist besonders umfangreich, weil bestimmte Tests stellvertretend für die folgenden modernisierten Bahnen ausgeführt werden“, erklärt Leonhard. Die vielfältigen Prüfungen brauchen natürlich ihre Zeit. Wir rechnen aktuell damit, dass unsere Fahrgäste B80-Neo voraussichtlich im Frühjahr 2025 auf Strecke erleben können.

Zwei U-Bahnwagen gemeinsam auf Betriebshof unterwegs

Erste Meter zusammen unterwegs

Diese Zeit braucht es auch, weil Triebwagen 6103 und 6101 eben nicht nur als einzelne Wagen für die Strecke zugelassen werden sollen, auch für die gemeinsame Reise müssen sie fit sein. Daher absolvieren sie bei der „Zulassung“ auch Tests für Fahrten als Doppeltraktion (zwei zusammengekoppelten Wagen).

Es gibt also noch viel zu tun für die Beteiligten, aber einen Lichtblick für Triebwagen 6103 gibt es jetzt schon: Seit ein paar Tagen ist mit Triebwagen 6101 ein zweites Fahrzeug ins heimische Depot zurückgekehrt.

Noch bevor er seine Triebwagennummer und sein zukünftiges Outfit aufgeklebt bekommen hat, gab es schon die Gelegenheit, für ein paar gemeinsame Meter auf dem Betriebshof. Auch wenn die kurze Fahrt nicht vergleichbar war mit den vielen Runden, die die alten Freunde noch als 6003 und 6001 seit 1989 auf der U35 gedreht haben, war sie doch etwas Besonderes.

Zwei zusammengekuppelte U-Bahnwagen

Wenn U-Bahnwagen miteinander „sprechen“

Projektleiter Leonhard erklärt: „Es ist ein tolles Gefühl, unsere ersten zwei B80-Neo zusammengekuppelt in Bochum zu sehen. Auch, wenn wir sie jetzt nur mechanisch gekuppelt haben.“ Für alle, die nicht täglich mit U-Bahnen zu tun haben, heißt das, dass eine Bahn die andere Bahn einfach hinter sich hergezogen oder geschoben hat. Im normalen Fahrgastbetrieb werden Bahnen zusätzlich elektrisch gekuppelt, das heißt, neben den Wagen selbst werden auch die Steuerungs- und Kontrollsysteme verbunden – die U-Bahnwagen ,sprechen‘ dann miteinander.

Das ist auch nötig, schließlich werden u.a. die Fahrmotore, die Entwerter oder die Anzeigesysteme des hinteren Wagens bei einer Doppeltraktionsfahrt vom vorderen Wagen gesteuert. Das bedeutet z.B.: Wenn im hinteren Wagen die Haltewunsch-/Türwahltaste gedrückt wird, muss das auch ins Fahrer*innencockpit im vorderen Wagen übertragen werden, damit unser*e Fahrer*in dann wie gewünscht darauf reagieren kann.

Nach ihrer ersten gemeinsamen Fahrt geht es bei der laufenden Inbetriebnahme erst einmal wieder mit Einzelbetreuung für 6103 und 6101 weiter. Wir glauben aber, dass die alten Freunde sich schon darauf freuen, später – dann elektrisch gekuppelt – für gemeinsame Tests auf die Strecke zwischen Bochum und Herne zu gehen und im kommenden Jahr zusammen mit Fahrgästen auf der U35 unterwegs zu sein.

Teile diesen Beitrag

Wir über uns

Rund 2400 Menschen sorgen bei der BOGESTRA an 365 Tagen im Jahr für Mobilität im Herzen des Ruhrgebiets. Mit ca. 400 Fahrzeugen sind wir städteübergreifend unterwegs. Von früh am Morgen bis spät in die Nacht bieten wir attraktive Verbindungen für unsere Fahrgäste und sorgen für den Pulsschlag der Region.

Autor

Christoph
Oktober 11, 2024

Kategorien

Schlagworte

Das könnte Dich auch interessieren …

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir bitten um Beachtung unserer Datenschutzhinweise.