Ein Nachmittag mit der Straßenbahnfahrschule Teil 2
Im ersten Teil habe ich euch mit in den Theorieunterricht unserer Straßenbahnfahrschule genommen – jetzt wird es praktisch. Nach drei Stunden im Schulungsraum geht es endlich aufs Fahrzeug.
Einsteigen bitte
Wir sind in unserer Wagenhalle und haben schon das Fahrschulfahrzeug für heute gefunden: Triebwagen 530. Tim übernimmt das Aufrüsten. Er zeigt, was er gelernt hat, aber irgendwie läuft nicht alles nach Plan. Die Technik will nicht und ein Kollege aus der Werkstatt muss kurzfristig aushelfen. Marvin nimmt’s gelassen: „Macht doch nichts. Es ist super, wenn sie solche Fälle einmal in der Fahrschule erleben. Dann wissen sie, wie sie später damit umgehen müssen.“ Hat er auch wieder Recht.
Also heißt es warten bis unsere Bahn startklar ist. Die ungeplante Pause wird produktiv genutzt: Pascal schnappt sich sein Fahrertablet und geht nochmal ein paar Fragen durch. Er und seine Kollegen haben darüber Zugriff auf verschiedene Onlinefragebögen mit direkter Auswertung, fast so wie in der Fahrschule fürs Auto. Sehr praktisch!
Neue Perspektiven auf bekannte Wege
Als es endlich losgeht, kündigt uns Marvin bei der Ausfahrt an: Wir wollen die Welt erkunden und genau so fühlt es sich dann auch an. Denn die Strecken, die ich hoch und runter als Fahrgast kenne, erleben die vier Fahrschüler gerade aus einer völlig neuen Perspektive. Es gibt jede Menge zu beachten: Signale, Weichen, der Straßenverkehr und dann kommt mit der Bahn auch noch ein ungewohntes Fahrzeug hinzu.
Marvin steht immer voll konzentriert daneben. In Griffweite hat er ein kleines Gerät – die sogenannte Zweitbedienung –, mit der er im Notfall eingreifen kann. Darüber steuert er Klingel und Bremsen. Aber an diesem Abend braucht er keins davon. Seine Fahrschüler sind auf bestem Weg, echte Profis zu werden.
Mit Ruhe, Witz und Know-how
Neben der Fahrerfahrung, die die Kollegen sammeln können, sind Marvins Tipps und Tricks Gold wert: „Seht ihr die Ampel da? Wenn die Linksabbieger grün haben, sind wir kurz danach dran.“ Oder: „Wenn die Signale stimmen, fahrt ihr hier am besten zügig durch, sonst müsst ihr auf der Kreuzung stehen bleiben.“
Marvin punktet bei seinen Schülern mit Erfahrung. Das ist es auch, was man seiner Ansicht nach unbedingt mitbringen sollte, wenn man Straßenbahnfahrlehrer werden möchte. Und die Offenheit, ständig was Neues dazu zu lernen – auch von den eigenen Schüler*innen. Und sonst? Neun Monate interner Lehrgang, eine Ausbildereignungsprüfung bei der IHK und Schulungen zum zertifizierten Ausbilder gemäß BOStrab nach den Richtlinien vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sind Teil seiner Ausbildung gewesen. „Am Ende“, sagt Marvin „muss es einfach für einen selbst passen. Ich habe in den letzten Jahren für mich festgestellt, dass ich meine Erfahrungen gern an meine Kolleg*innen weitergebe. Es macht mir einfach Spaß, deshalb ist das hier das Richtige für mich.“
Zielgerade in Sicht
Knapp zwei Monate haben Marvins Schüler jetzt noch Zeit, von seinen Erfahrungen zu profitieren. Dann müssen sie sich in einer theoretischen und in einer praktischen – inklusive mündlicher – Prüfung vor unserem Betriebsleiter beweisen. Ich habe aber ein gutes Gefühl bei den Vieren. Sie sind interessiert, haben Spaß und sind voll bei der Sache – und das obwohl so ein Schulungstag einiges von einem abverlangt.
Das merke auch ich. Am Ende des Tages bin ich nämlich ziemlich k.o. Aber auch ich habe einiges mitgenommen. Ich weiß jetzt, dass die Notausstiege im Tunnel immer nach oben führen, dass Straßenbahnfahren mit viel Streckenkenntnis zu tun hat – und dass eine gute Portion Gelassenheit und Humor wohl die beste Lernatmosphäre schaffen.

Es ist schon eine ganze Menge dabei, wenn man Straßenbahnfahrer*in werden will! Aber zum Glück haben wir so tolle Kolleg*innen wie Marvin, die mit viel Zeit und Geduld ausbilden – auch im Busbereich. 14 Fahrlehrer*innen geben bei uns jeden Tag alles für die Ausbildung. Wenn ihr sie kennenlernen wollt, dann bewerbt euch doch bei uns unter bogestra.de/karriere.
Fotos: BOGESTRA/Wiciok
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